Forschungsreihe 2011
Die unten auf dieser Seite aufgeführte Forschung aus dem Jahr 2008 hatte die Untersuchung der Pause während einer "normalen Entspannungshypnose" zum Gegenstand. Seitdem wurde die Heilschlaf-Hypnose weiterentwickelt und folgt nun einer festen lösungsorientierten Struktur, die die Pause auf 5 Min. begrenzt und ihr eine definierte Aufgabe zur Problemlösung zuweist. Dieses Vorgehen hat sich inzwischen in hunderten Fällen unterschiedlichster Aufgabenstellungen gut bewährt, wobei insbesondere auch besagte Pause von den Klienten oftmals als hilfreich zurückgemeldet wurde. Daraus entstand der Wunsch, eine weitere Untersuchung vorzunehmen und der Fragestellung nachzugehen, ob und ggf. wie bestimmte Phasen der Heilschlaf-Hypnose als auch die nun funktionsgebundene Pause auch zu messbaren Veränderungen auf physiologischer Ebene führen.
Zu diesem Zweck wurden inhaltlich standardisierte Heilschlaf-Hypnosen einer Dauer von jeweils etwa 30 Min. durch Abnahme eines 14-Kanal-EEGs und eine Hautwiderstandsmessung begleitet. Weiterhin wurden die Sitzungen mit einem Audio-Rekorder mitgeschnitten, um die einzelnen Phasen und insbesondere die Pausen zeitlich zu dokumentieren und etwaige weitere Besonderheiten festzuhalten. Sämtliche Probanden/innen nutzten die Gelegenheit, um mithilfe der Heilschlaf-Hypnose an einem individuellen Thema zu arbeiten, so dass es sich nicht um gestellte, sondern um "echte" Sitzungen handelte.
Ergebnis Im Bereich der Hirnwellenmessungen waren bei den durchgeführten Heilschlaf-Hypnosen deutliche Veränderungen während oder nach der Pausenphase feststellbar. Diese fielen individuell unterschiedlich aus, lassen aber den Schluss zu, dass besagter Pause nicht nur auf psychologischer (subjektiv berichteter) Ebene eine besondere Bedeutung zukommt, sondern dass sich dies auch auf einer messtechnisch feststellbaren physiologischen Ebene niederschlägt. Dies stützt die Annahme, dass durch die Heilschlaf-Hypnose insbesondere mit ihrer Pause das Gehirn zu einer besonderen Aktivität angeregt wird, deren Ausprägung aber ganz dem Klienten überlassen bleibt und ganz unterschiedlich ausfallen kann. Die Hautwiderstandsmessungen zeigten, dass sich die Pausenphasen hinsichtlich ihres Erregungsniveaus in das Gesamtgeschehen der Hypnose einpassten und dieses nicht beeinträchtigten. |
Die Messungen im einzelnen - Vorüberlegungen
Bei der Erfassung der Gehirnwellen (EEG) handelt es sich um ein hochempfindliches Messverfahren, da die an der Kopfoberfläche auftretenden kleinsten Spannungen zunächst millionenfach verstärkt werden müssen, um überhaupt auswertbar zu sein. Dies bedingt eine hohe Störanfällig. Für eine medizinische Erfassung der Gehirnwellen zu diagnostischen Zwecken gelten daher u.a. diese Vorgaben:
- der Patient soll sich möglichst nicht bewegen;
- der Patient soll die Augen fortwährend geschlossen halten (ein Lidschlag erzeugt im vorderen Hirnbereich eine große "Störspannung", die das Nutzsignal in der Intensität deutlich übersteigt und die Messung überlagert; weiterhin ist das Hirnstrombild mit offenen Augen ein anderes als mit geschlossenen Augen);
- der Patient soll die Gesichtsmuskeln möglichst entspannt halten (eine Muskeltätigkeit wie z.B. "Grimassen" führen ebenfalls zu hohen Störspannungen);
- der Patient soll (auch aus vorgenanntem Grund) nicht sprechen.
Es war damit im Vorwege zu entscheiden, ob die Probanden durch entsprechende Anweisungen aufgefordert werden sollten,
- sich so zu verhalten, dass möglichst gute Messergebnisse zu erwarten wären unter Inkaufnahme einer "unnatürlichen, künstlichen" Beratungssituation
oder - sich möglichst natürlich zu verhalten mit dem Risiko einer Beeinträchtigung der Verwertbarkeit von Messergebnissen.
Ich (Lutz Wolters, 1. Vors. der GfHH) habe mich für letzteres entschieden, um damit für die Probanden den Nutzen der Sitzungen nicht zu schmälern. Dies führte dazu, dass von den 6 erschienenen Freiwilligen die EEG-Messungen von zwei Personen in technischer Hinsicht nicht zur Auswertung taugten, weil sich die Personen während der Hypnosen sehr bewegten und damit Position und Kontakt der Elektroden in einer Weise beeinflussten, dass eine aussagekräftige Auswertung nicht mehr möglich war.
Die Hautwiderstandsmessung erfolgte mit zwei "Fingerringen", die an zwei (vom Probanden bestimmten) benachbarten Fingern angebracht waren. Ein derartiger Messaufbau ist völlig unproblematisch und beeinträchtigt den Probanden praktisch nicht, zumal die zuführenden Kabel ausreichend lang waren. Auch wird das Messergebnis von etwaigen Bewegungen der betroffenen Hand nicht beeinflusst.
Anmerkungen zu den Ergebnissen und Grafiken
Sämtliche gewonnenen Messergebnisse und deren Darstellungen genügen audrücklich nicht einer objektiven Vergleichbarkeit im wissenschaftlichen Sinne. Sie wurden ausschließlich erhoben und dargestellt, um individuelle Verläufe bei der jeweiligen Person zu erfassen (intraindividuelle Veränderungen). Die hier angezeigten Kurvenverläufe wurden so skaliert, um für die jeweilige Person die gemessenen Entwicklungen gut darstellen zu können, die Messwerte verschiedener Personen sind hinsichtlich der dargestellten absoluten Werte aber nicht vergleichbar.
Die Heilschlaf-Hypnose ist in ihrem lösungsorientierten Teil dem Wesen nach offen und überlässt es dem Klienten, eigene Vorstellungen und Prozesse zu entwickeln. Dies gilt insbesondere für die Phase ab der Pause und danach, wenn sich der Klient auf die Zukunft und einen problemfreien Zustand fokussieren soll. Hier sind bei den Klienten ganz unterschiedliche Hirntätigkeiten und damit Messergebnisse zu erwarten. So kann es sein, dass bei einer Sitzung zur Raucherentwöhnung der eine Klient sich in eine Situation begibt, in der er ganz entspannt ist und das Angebot einer Zigarette relaxt ablehnt, während ein anderer Klient zum gleichen Thema imaginiert, dass er nun als leistungsfähigerer Fußballer in einem packenden Spiel mit großem körperlichen Einsatz über den Platz läuft. Entsprechend unterschiedlich werden die Werte ausfallen, ohne dass damit Rückschlüsse auf die Qualität des Prozesses oder gar der Hypnose abzuleiten wären.
Es gibt also keine "guten oder schlechten, richtige oder falsche" Werte; die Unterschiede der Werteverläufe sind ein Spiegelbild der Individualität der jeweiligen Versuchspersonen als auch deren selbst gestalteter Prozesse.
Darstellungen I - Spannungen, Korrelationen, Durchschnittsfrequenzen und Kopfbewegungen
a) Spannungen
Die elektrischen Spannungen (gemessen in Volt) der insgesamt 14 Messpunkte wiesen sehr ähnliche Tendenzen auf, weshalb hier ein Durchschnittswert aller Messpunkte errechnet und angezeigt wurde. (Zur besseren Lesbarkeit und Interpretation wurden die Werte aller EEG-Darstellungen zeitlich gemittelt.)
Zu den Spannungen ist generell anzumerken, dass das Gehirn im "wachen Normalzustand", wenn sich der Proband bewegt, die Augen geöffnet hat, zwischendurch blinzelt, die Gesichtsmuskeln verzieht (z.B. beim Sprechen usw.) sehr viel höhere Spannungen erzeugt als in einem Ruhezustand.
b) Korrelationen
Mit der Korrelation wird die "Ähnlichkeit" eines Werteverlaufs zweier Messungen bezeichnet. Verglichen wurden hier jeweils die Messpunkte der linken Hirnhälfte mit den korrespondierenden Messpunkten der rechten Hirnhälfte, also z.B. "an der Schläfe vorne links <-> an der Schläfe vorne rechts". Je größer die Korrelation, desto ähnlicher arbeiten die Hirnhäften im Vergleich zueinander.
c) Durchschnittsfrequenz
Wie bei den Spannungen, so war auch eine sehr ähnliche Entwicklung der jeweiligen Durchschnittsfrequenz der Messpunkte festzustellen. Zur Darstellung der Tendenzen wurde daher auch hier ein Durchschnittswert über alle Messpunkte dargestellt.
d) Gyro X/Y
Der genutzte Messsensor zur Abnahme der Hirnströme verfügt auch über einen Bewegungssensor, der Links-Rechts-Bewegungen und Auf-Nieder-Bewegungen des Kopfes misst und übermittelt (Vor-Zurück-Bewegungen werden nicht erfasst). Die gemessenen Bewegungen wurden hier zu einem Graphen zusammengefasst. An ihm lässt sicht mittelbar ablesen, wann die Hypnose begonnen und geendet hat, nämlich dann, wenn sich der Kopf des Probanden kaum noch bewegt.
e) Pause
Dieser Graph markiert hier die Sprechpause während der Hypnose.
VersuchsPerson 1
Interpretation VP 1
Die messtechnischen "Ausreißer" etwa bei Minute 7 und 13 bilden nicht die tatsächliche Hirntätigkeit ab, sondern sind auf (bewegungsbedingte) Störungen zurückzuführen. Diese wurden bewusst nicht eliminiert, sondern in der Darstellung belassen, weil deren Auftreten und Häufigkeit ebenfalls einen Rückschluss auf die Befindlichkeit der Versuchsperson zulassen (siehe hierzu insbesondere VP 4).
Auffällig in dieser Darstellung ist die Entwicklung während der Pause: Die Korrelation (Synchronizität) beider Gehirnhälften ist hier am größten, während die Durchschnittsfrequenz hier den tiefsten Punkt erreicht.
Nach der Pause fallen die Werte wieder in ihre ursprüngliche Größenordnung zurück.
VP 2
Interpretation VP 2
Die Pause hat hier keine signifikanten Auswirkungen auf die Messergebnisse, allerdings fallen der deutliche Spannungsanstieg und die gesteigerte Korrelation gegen Ende der Hypnose auf. Die Pause wurde hier übrigens irrtümlich auf 6 Min. ausgedehnt.
Weiterhin ist bemerkenswert, dass die Durchschnittsfrequenz nach einigen Minuten stark zu variieren beginnt. Dies ist ein Phänomen, das zuvor auch schon bei anderen Messungen während einer Heilschlaf-Hypnose festgestellt werden konnte. Es weist darauf hin, dass sich während einer solchen Hypnose - anders als bei einer Ruhetrance / Leerhypnose - ganz unterschiedliche Hirnaktivitäten abwechseln.
VP 3
Interpretation VP 3
Hier wirkt sich die Pause ganz offensichtlich auf eine Steigerung der Spannung und Korrelation sowie eine Senkung der Durchschnittsfrequenz auf. Auffällig ist, dass diese Veränderungen auch nach der Pause bis zum Ende der Hypnose anhalten.
VP 4
Interpretation VP 4
Bei dieser Person sind diverse bewegungsbedingte Messstörungen zu verzeichnen, die das Ergebnis hinsichtlich seiner Darstellung "eigentlich" unbrauchbar machen; dennoch wird es hier aufgenommen, weil erkennbar wird, dass auch hier die Pause eine deutliche Wirkung im Sinne einer "Beruhigung" der Messwerte bewirkt hat.
Bei dieser Messung gab es eine Besonderheit: Etwa bei Minute 18 (Pfeil), kurz nach Beginn der Pause, begann der Proband deutlich vernehmbar zu schnarchen (Anmerkung: Ein Schnarchen während einer Hypnose kommt gelegentlich vor und ist auf die körperliche Entspannung zurückzuführen und damit kein Anzeichen dafür, dass die Person eingeschlafen wäre!)
Das Schnarchen wurde hier von der Versuchsperson bemerkt, die daraufhin irritiert die Augen öffnete und fragte: "Habe ich etwa gerade geschnarcht?" Dies wurde bestätigt, verbunden mit dem Hinweis, dass dies völlig o.k. sei und sie die Augen einfach wieder schließen und fortfahren solle. Dem kam die VP auch nach. (Nach der Hypnose wurde dies sofort von der VP thematisiert, weil sie das Geschehene überhaupt nicht einordnen konnte.)
Ab der Pause sinken hier Spannung und Korrelation, die Hirnfrequenz steigt. Auch hier hält diese Entwicklung noch nach der Pause bis zum Ende der Hypnose an.
Darstellungen II - Spannungen in den einzelnen Frequenzbändern
Im folgenden werden die gemessenen Spannungen separat für die Frequenzbänder Beta, Alpha, Theta und Delta ausgewertet. Der Umfang dieser Bänder ist nirgends genormt, daher hier die gewählten Filterfrequenzen:
Beta (15-45 Hz)
Alpha (8-12 Hz)
Theta (4-8 Hz)
Delta (1-4 Hz)
Die Darstellungen wurden hier zeitlich stark gemittelt und auch hier wurde jeder Graph für sich so skaliert, dass die Entwicklungen gut sichtbar werden, die Ausprägung der Änderungen in den Frequenzbändern sind aber aufgrund der unterschiedlichen Maßstäbe untereinander nicht vergleichbar!
Aufgrund der ähnlichen Entwicklungen aller Messpunkte wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit wieder auf eine Durchschnittsanzeige zurückgegriffen, ohne alle 14 Kanäle einzeln abzubilden.
In allen folgenden Darstellungen wurde die Zeitspanne der Pause grau unterlegt.
VP 1
Interpretation VP 1
Hier fallen die sehr ähnlichen Entwicklungen innerhalb aller Frequenzbereiche mit einem deutlichen Spannungsmaximum während der Pause auf.
VP 2
Interpretation VP 2
Die Entwicklungen der Spannungen im Delta- und Theta-Bereich weisen hier eine sehr große Ähnlichkeit auf. Bis etwa zur 12. Minute folgen auch die Alpha-Wellen deren Tendenz, um dann aber einen eigenen Lauf zu nehmen, der sich insbesondere ab der Pause bis zum Ende der Hypnose hin in eine eigene gegenläufige Tendenz fortsetzt.
Der Spannungsverlauf der Beta-Wellen nimmt eine Sonderstellung ein, da er sich völlig unabhängig davon entwickelt und nach der Pause einen deutlichen Anstieg aufweist.
VP 3
Interpretation VP 3
Hier ist der Spannungsverlauf über alle 4 Frequenzbänder nahezu synchron. Auffällig ist der Spannungsanstieg gegen Ende der Pause auf ein deutlich höheres Niveau, das bis zum Ende der Hypnose erhalten bleibt.
VP 4
Interpretation VP 4
Bei dieser Messung sei daran erinnert, dass bis zur Pause hin diverse Messstörungen zu verzeichnen waren und daher die angezeigten Werte nicht die tatsächliche Hirntätigkeit abbilden. Der deutliche, in allen Bändern zu verzeichnende Anstieg während der Pause ist auf das Sprechen der Versuchsperson (Schnarchen, s.o.) zurückzuführen. Bemerkenswert ist aber die Werteberuhigung, die danach noch während der Pause einsetzt und bis zum Hypnoseende andauert.
Darstellungen III - Korrelationen in den einzelnen Frequenzbändern
Die nachfolgenden Grafiken stellen die Korrelationen für jedes Messpunktepaar dar, aufgesplittet nach den Frequenzbändern. Der dickere schwarze Graph gibt den errechneten Durchschnittswert aller Messpaare wieder.
VP 1
Interpretation VP 1
Die eigentliche Hypnose in der dargestellten Messung dauerte von 1'34 - 30'44 Min. an.
Die Korrelation erreicht in allen Bändern während der Pause einen Höchstwert. Auffällig ist, dass im Beta- und Alpha-Band die Korrelation bereits bei der Ankündigung der Pause einen hohen Wert erreicht. Im Vergleich der Messpunkte untereinander weisen diese eine leichte Tendenz auf, sich während der Pause besonders ähnlich zu entwickeln.
VP 2
Interpretation VP 2
Die Hypnose in der dargestellten Messung dauerte von 1'04 - 32'27 Min. an.
Die Pause wirkt sich hier auf die Korrelation im Beta- und Alpha-Band nur geringfügig aus, indem die Werteschwankungen etwas geringer werden. Im Theta- und Delta-Band bleiben die Werteschwankungen gleich, dafür sinkt die Korrelation während der Pause leicht. Nach der Pause steigt die Korrelation im Beta-Band sehr deutlich (wie auch die Spannung, s.o.).
VP 3
Interpretation VP 3
Die Hypnose in der dargestellten Messung dauerte von 0'55 - 30'07 Min. an.
Hier fällt die deutliche Steigerung der Korrelation in allen Bändern auf, die ab der Pause bis zum Ende der Hypnose anhält.
VP 4
Interpretation VP 4
Die Hypnose in der dargestellten Messung dauerte von 0'06 - 30'16 Min. an.
Hier sinkt die Korrelation während der Hypnose kontinuierlich mit einer Tendenz zu niedrigeren Werten während der Pause.
Darstellungen IV - Hautwiderstand
Der Hautwiderstand eines Menschen ändert sich ständig, was auf eine unterschiedlich starke Schweißproduktion in den Schweißdrüsen zurückzuführen ist. Je mehr (salzhaltiger und damit elektrisch leitender) Schweiß produziert wird, desto geringer fällt der Widerstand aus. Die Schweißproduktion wiederum ist von verschiedenen Faktoren abhänig, u.a. von der mentalen "Angespanntheit". Je höher die Kurve ausfällt, desto größer ist der Widerstand, desto geringer ist die Schweißproduktion, desto "entspannter" ist eine Person also (unter Vernachlässigung anderer Faktoren).
Es sei angemerkt, dass hier nur - mittelbar - der geistige Entspannungsgrad gemessen werden kann, nicht etwa "Trance" oder gar "Trancetiefe"!
Der gemessene Hautwiderstand einzelner Menschen als auch das Ausmaß dessen Änderung als Reaktion auf Einflüsse variieren bei Menschen stark und sind nicht zuletzt auch abhängig von der Wahl der Messpunkte. Um die Messungen besser vergleichen zu können, wurde daher ein Wert für die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem dargestellten Wert angegeben (dY).
VP 1 bis VP 4 entsprechen den Personen aus den EEG-Messungen.
Interpretation
Sämtliche Widerstandsmessungen lassen in der Tendenz erkennen, dass während der durchgeführten Entspannungstrancen auch tatsächlich eine messbar größere Entspannung zu verzeichnen war. Eine während einer Hypnose subjektiv empfundene Entspannung spielt sich also nicht bloß auf einer psychologischen Empfindungsebene ab, sondern ist auch körperlich (physiologisch) nachweisbar. Dies ist eine normale Begleiterscheinung einer beruhigenden Trance und keine Besonderheit der Heilschlaf-Hypnose. Daher galt hier die Aufmerksamkeit insbesondere dem Verlauf während der Pause.
Bei VP 1 waren die gemessenen Widerstandsänderungen generell sehr gering (dY=0,033 MOhm, daher auch die stufige Darstellung).
Sowohl bei VP 1 als auch bei VP 2 setzt nach Pausenbeginn eine Tendenz zu größerer Anspannung ein, die sich bis zum Ende der Hypnose fortsetzt. Dabei sei angemerkt, dass "größere Anspannung" nicht zwangsläufig negativ zu bewerten ist, diese kann z.B. auf eine gedankliche Akitivität in Richtung "Bewegung" oder "aktives Handeln" zurückzuführen sein.
Während bei VP 3 und VP 6 die Pause überhaupt nicht sonderlich hervortritt, wurde bei VP 4 wieder der Zeitpunkt des Schnarchens/Sprechens markiert.
Bei VP 5 gab es während der Pause eine andere Besonderheit: eine Fliege hatte ungefragt am Versuch teilgenommen und sich 2x auf die Hand der VP gesetzt, wo sie dann vertrieben wurde.
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Man könnte nun in weiteren Schritten versuchen, im Sinne einer Bewertung Rückschlüsse auf die Art der sich durch die Werteänderungen abzeichnenden Prozesse zu ziehen und hierzu auch topographische (positionsbezogene) Auswertungen anstellen. Dies wäre aber reine Spekulation und die geringe Probandenzahl (n=4) ließ ohnehin eine "typische Entwicklung" nicht erkennbar werden, daher wurde darauf verzichtet.
Wer weitergehende Fragen z.B. zu den Messverfahren oder den begleitenden Parametern der Darstellungen hat, kann mich jederzeit gerne ansprechen.
Abschließend sei hier noch einmal allen Teilnehmern mein ausdrücklicher Dank ausgesprochen, sich als Versuchspersonen zur Verfügung gestellt zu haben!
Forschungsreihe 2008
Die Entwicklung der Heilschlaf-Hypnose wurde und wird nicht nur durch Auswertung von Klienten-Feedbacks begleitet, sondern auch durch Messungen auf verschiedenen Ebenen.
Da die Heilschlaf-Hypnose auch eine Phase des Schweigens beinhaltet, interessierte zunächst die grundsätzliche Frage: Wie reagiert ein Klient überhaupt, wenn man ihn nach einer entspannenden Tranceeinleitung minutenlang sich selbst überlässt, keinerlei Suggestionen mehr gibt und nur noch schweigt? Wird er unruhig? Bildet sich die Entspannung zurück? Bricht gar der Rapport zusammen, so dass nach dieser Zeitspanne ein Zugang zum Klienten nur noch erschwert oder gar nicht mehr möglich ist?
Um darüber mehr zu erfahren, wurde Anfang 2008 eine Testreihe mit verschiedenen Freiwilligen gestartet, für deren Mitwirkung an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt sei. Bedingungen waren:
- ein mit einer Problemstellung verknüpfter Veränderungswunsch,
- die Bereitschaft, sich einer Tranceinduktion zu unterziehen,
- währenddessen eine Zeitspanne ohne Suggestionen (Schweigen) zu erleben
- und dabei den Hautwiderstand messen zu lassen.
Zur Erklärung: Eine Messung des Hautwiderstands bedeutet zunächst mal nur die Messung des Hautwiderstands - es wird dabei keine Trancetiefe oder Suggestibilität oder eine sonstige "geistige Tätigkeit" gemessen. Aber: Der Hautwiderstand verändert sich abhängig von der Schweißproduktion in den entsprechenden Drüsen, was grob als Indikator für geistige Anspannung/Entspannung angesehen werden kann.
Die Messungen und Befragungen ergaben im wesentlichen:
- In keinem Fall kam es zu einem Rapportabbruch. Nach Verstreichen der suggestionslosen Zeit konnten die Hypnosen problemlos fortgesetzt und später die Trancen ausgeleitet werden.
- Der im Zusammenhang mit der Tranceeinleitung messtechnisch ermittelte Zuwachs an Entspannung hielt in der Schweigephase mindestens an, prägte sich meist sogar noch stärker aus.
- Die Phase des Schweigens wurde ausnahmslos als angenehm und keineswegs als störend empfunden.
Mit anderen Worten: wenn ein Hypnotiseur während einer Hypnose längere Zeit schweigt, ist nicht zu befürchten, dass Rapport oder Trance irgendwie darunter leiden oder gar "zusammenbrechen". Schweigen stellt also "in technischer Hinsicht" keinerlei Hinderungsgrund für die Aufrechterhaltung einer Trance dar. Anzumerken ist hier allerdings, dass die Probanden von vornherein darauf vorbereitet waren - durch das Vorgespräch und durch eine entsprechende Suggestion während der Hypnose: "Ich werde jetzt schweigen."
In diesem Zusammenhang ergab sich übrigens "am Rande" eine für die Anwendung des Verfahrens wichtige Erkenntnis: Schweigen ist nicht gleich Schweigen! Das verwendete Messverfahren zeigt Befindlichkeitsänderungen sehr schnell an (innerhalb von 1 bis 2 Sek.), so dass erkennbar wurde, dass es für manche Personen einen großen Unterschied macht, ob man sich völlig ruhig verhält und damit für den Probanden, der die Augen geschlossen hält, gar nicht mehr wahrnehmbar ist, oder ob man durch vernehmliches Atmen, Räuspern, Kleidung-Rascheln pp. seine Anwesenheit weiter signalisiert. So ließ sich in mehreren Fällen ein plötzlicher kleiner Anstieg der Anspannung durch ein lauteres Atmen "beantworten" und damit wieder neutralisieren.
Die Markierungen kennzeichnen jeweils die ca. 5-minütige Schweigephase (rechts bei Person B gespreizt dargestellt).
Später wurden auch EEG-Auswertungen mit aufschlussreichen Ergebnissen vorgenommen. Die folgenden beiden beispielhaft dargestellten "typischen" Diagramme wurden während einer (erfolgreichen) Sitzung zur Schmerzbewältigung aufgezeichnet und zur besseren Lesbarkeit in der Darstellung stark gemittelt. Das erste Diagramm gibt die Durchschnittsfrequenz der an einem Punkt gemessenen Hirnwellen dar. Bei einer nur entspannenden Leerhypnose wäre hier ein flacherer Kurvenverlauf zwischen Ein- und Ausleitung zu erwarten gewesen:
Und hier eine Analyse der Beta-Wellen derselben Sitzung, diese stehen für "konzentriertes Nachdenken und Problemlösen". Bei einer Leerhypnose sinken diese typischer Weise auf ein niedrigeres Niveau und verharren dort. Bei der Heilschlaf-Hypnose zeigt sich aber ein ganz anderes Bild:
"300.0m" bedeutet hier: 30% sämtlicher gemessener Hirnwellen sind Beta-Wellen
Nach der Einleitungsphase erreichen die Beta-Wellen in diesem Beispiel stellenweise wieder "Wachniveau" und zeigen damit an, dass das Gehirn keineswegs nur entspannt ist, sondern sehr aktiv. Messungen bei anderen Personen ergaben zum Teil während der Trance einen Beta-Anstieg sogar deutlich über Wachniveau!
Angesichts dessen sei angemerkt, dass das subjektive Empfinden bei all dem das einer "normalen", entspannenden, angenehmen Trance ist!
Diese (und weitere) EEG-Messungen zeigen damit:
- bei der Heilschlaf-Hypnose ist das Gehirn teilweise sehr aktiv;
- anders als bei einer reinen Entspannungstrance wechseln sich unterschiedliche Zustände deutlich ab;
- die "Schweigephase" ist im EEG nicht in tyischer Weise repräsentiert, die Trance wird vielmehr "normal" fortgesetzt.