Die Geschichte hypnotisch-therapeutischer Hilfestellung reicht bis in die Antike zurück. Eine mehr als 1000 Jahre währende Blütezeit erlebte dabei der "Heilschlaf-Kult": Menschen, die eine Änderung in ihrem Leben wünschten (meistens eine Heil-Werdung), verließen ihre gewohnte Umgebung und reisten zu einem geweihten Tempel.
Was dort genau geschah, war dem Wandel der Zeit und den jeweiligen kulturellen und religiösen Strömungen unterworfen, im Kern aber betteten sie sich dort, manchmal tagelang, zum Schlaf und "erträumten" so einen göttlichen oder symbolischen Weg zur Veränderung. Beschritten sie diesen, erfuhren sie oft die ersehnte Besserung, wie zahlreiche überlieferte Beispiele, die manchmal wie Wunderheilungen anmuten, belegen.
Charakteristisch für dieses Vorgehen war, dass außenstehende Personen wie z.B. Priester die Hilfesuchenden zwar betreuten und zum Teil auch bei der Interpretation von Träumen behilflich waren, dass aber die Klienten ihren Weg zur Änderung ganz allein entwickelten - ohne jede inhaltliche Einflussnahme von Dritten.
Im späten 18. und 19. Jahrhundert lebten hypnotische Techniken wieder auf - allerdings begleitet von einem gänzlich anderen Grundverständnis. Es gab nun einen aktiven, dominierenden Hypnotiseur und einen passiven Hypnotisierten - eine Rollenverteilung, wie wir sie noch heute in der Showhypnose antreffen.
Erst im 20. Jahrhundert wurde mit den erlaubenden Techniken des amerikanischen Arztes und Psychiaters Milton Erickson den Klienten wieder mehr Autonomie und Selbstbestimmtheit zurückgegeben. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen "befahl" er seinen Patienten nicht (nur), welches Erleben und Verhalten sie an den Tag legen sollten, sondern überließ es oft in wesentlichen Fragen den Klienten zu entscheiden, welchen Weg sie wie einschlagen wollten. Das Ziel allerdings wurde weiterhin maßgeblich vorgegeben.
Dabei leitete ihn u.a. folgende wichtige Grundannahme, die heute allgemein akzeptiert ist:
- Jeder Mensch trägt alle für eine Veränderung erforderlichen Ressourcen bereits in sich.
Der therapeutische Hypnotiseur wandelte sich damit vom Befehlsgeber zum "Partner auf gleicher Augenhöhe", der sich darauf beschränkte, einen Klienten z.B. mit Frage- und Einstreutechniken oder Metaphern anzuregen, eigene Wege zum gesteckten Ziel zu gehen. Handelnder war nicht länger allein der Therapeut, sondern auch der Klient.
Die Heilschlaf-Hypnose geht nun konsequent einen Schritt weiter und damit zu den Ursprüngen des Heilschlafs zurück:
- Heilschlaf-Hypnose schafft mit der Hypnose einen äußeren Rahmen, der sich von der gewohnten Alltagswelt des Klienten unterscheidet und damit eine Atmoshäre fördert, die den Klienten seiner alltäglichen Denkstrukturen enthebt: "Hier ist etwas "besonders", hier kann etwas "Besonderes" geschehen!" - wie beim antiken Heilschlaf!
- Heilschlaf-Hypnose versetzt einen Klienten in Trance und damit in einen Zustand, der schon aus sich heraus zu Kreativität, Zugang zu ureigenen Ressourcen, 'rechtshemisphärischem' Denken und Fühlen und kreativem Problemlösen befähigt.
- Heilschlaf-Hypnose enthält sich darüber hinaus in Anerkennung und Wertschätzung der Autonomie des Klienten und dessen eigener Problemlösungspotenziale jeglicher zielbezogener Wirksuggestionen.
Heilschlaf-Hypnose ist damit ein Verfahren, das wie kein anderes die Persönlichkeit eines Klienten respektiert. Es ist folglich in ganz besonderer Weise geeignet, einem gängigen Bedenken in Verbindung mit einer Hypnoseintervention entgegenzuwirken - nämlich dem, dass ein Hypnotiseur in unerwünschter Weise manipulieren könnte.
Heilschlaf-Hypnose geht dort weiter, wo Erickson stehen blieb. Sie überlässt auch die Zielfindung dem Klienten und dessen (unbewussten) Ressourcen und durchbricht damit im hypnotischen Kontext eine "Begegnung auf gleicher Augenhöhe", indem sie dem Klienten bei der Bearbeitung und Lösungsfindung mehr Kompetenzen zuweist: Der Klient ist Fachmann seines Problems und seiner Lösung, nicht der Berater!
Wer Zweifel daran hat, dass soetwas funktionieren kann, sei an eine längst etablierte Technik in (hypnotischer) Beratung und Therapie erinnert, nämlich an das Erzählen von Metaphern. Deren Wirksamkeit ist unbestritten, obwohl auch diese völlig offen lassen, was der Klient "aus ihnen macht". Die Heilschlaf-Hypnose stellt durch ihre konkrete Ausfomung einen Extrakt dessen dar, was auch in Metaphern wirkt.